Mit den Fans im Rücken: Birstein siegt in der Relegation sensationell mit 3:2

Die Herrenmannschaft der VG Birstein hat es geschafft: in einem an Spannung nicht für möglich gehaltenen Spiel wurde der TV Hartenrod am Sonntag in eigener Halle in der Relegation besiegt.

Damit sicherte sich die Mannschaft die zumindest theoretische Chance, nächstes Jahr in der Bezirksoberliga zu spielen, was für viele Spieler den absoluten Gipfel ihrer Karriere darstellen würde. Doch zum Aufstieg später mehr….

Bereits beim Einspielen zeichnete sich ab, dass zwei qualitativ ehrgeizige und hochmotivierte Mannschaften aufeinander trafen, die sich gegenseitig nichts schenken wollten. Entsprechend knapp verlief der erste Satz. Der TV Hartenrod bot ein starkes Spiel, und die VGB nahm den Kampf beinahe dankbar an. Dies war eine andere Qualität als in den meisten Spielen der bisherigen Saison in der eigenen Bezirksliga, wo man sehr häufig auf wesentlich schwächere Gegner gestoßen war; zudem zeigte das Schiedsgericht eine absolut professionelle und konsequente Leistung, die man sich in dieser Saison öfter gewünscht hätte. Der Referee wurde von der DjK Freigericht gestellt, Michael Dax ist Inhaber der B-Lizenz und pfiff demnach auch häufiger technische Fehler ab, als dies die Akteure aus der Runde gewohnt waren.

Es wurde um jeden Punkt gekämpft, jedes Team hatte seine starken Phasen – nur um gleich darauf vom Gegner wieder eingeholt zu werden. Am Schluss ging er mit 25:21 an die Gäste aus Hartenrod. Teilweise mit starker Unterstützung durch die VGB, denn die Eigenfehlerqoute war erschreckend hoch, zu hoch für so ein wichtiges Spiel. Spielerisch war man dem Gegner ebenbürtig, das galt es auszunutzen.

Satz zwei bot ein völlig anderes Bild: nach einer starken Aufschlagsserie von Felix Rode mit 2 Assen führte man plötzlich mit 5 Punkten Vorsprung, die Blockarbeit wurde besser und die Angreifer kamen durch, man zwang dem Gegner das eigene Spiel auf – und gewann absolut souverän mit 25:12! Zudem hatte sich die Halle im Verlauf dieses Satzes langsam, aber sicher gefüllt und die verdutzten Birsteiner sahen sich auf einmal über 50 Fans gegenüber, die die VGB lautstark unterstützten – so etwas war schon seit Jahren nicht mehr vorgekommen.

Satz drei begann so wie der erste, der Gast war nun von der Dominanz der VGB im zweiten Durchgang nicht mehr beeindruckt und erhöhte die Schlagzahl. Wieder kamen Eigenfehler hinzu, und etwas Nervosität machte sich breit. Am Schluss ging es mit 25:23 ganz knapp an Hartenrod, 2:1 nach Sätzen. Die Stimmung drohte zu kippen, doch man besann sich auf den zweiten Satz, und nicht wenige vermuteten, dass es an der Feldseite liegen könnte… man verdrängte diesen Gedanken und besann sich auf den Willen, dem Publikum hier etwas zu bieten. Die bisherigen Satzergebnisse sprachen eine eindeutige Sprache: hier geht noch was, wir können mithalten!

Als nach langem Hin und Her, nach einen atemberaubendem Kampf der vierte Satz – vor allem als Konsequenz einer effektivem Blockarbeit und der damit gestiegenen Verunsicherung der Hartenroder – mit 25:23 an die VGB ging, herrschte eine Endspielstimmung par Exellence. Man war im Tie-Break, man war in der Relegation – alles oder nichts, der Plakat – Slogan für dieses Spiel hätte nicht passender sein können. Spielführer Otfried Heineck setzte alles auf die psychologische Wirkung und wählte die „schwächere“ Spielfeldseite anstelle des Aufschlags – mit dem Wissen, dass bei 8 Punkten gewechselt wird. Keine 10 Minuten später führte der Gegner mit 8:4. Im Tie-Break sind das Welten… man wechselte die Seiten, und dann meldete sich das Birsteiner Publikum zu Wort: im Rücken des Gegners verwandelten die Schlachtrufe die Halle in einen Hexenkessel ohne Vergleich, Birstein begann zu kämpfen. Der 3-Punkte Vorsprung liess sich aber so schnell nicht aufholen, und als der Ball von Felix Rode absolut unnötig an die Decke gebaggert wurde, es 14 zu 11 stand und der Gegner nur noch einen Punkt brachte – da ahnte so gut wie keiner, was in den letzten 3, 4 Minuten passieren würde und das diese Momente in die Vereinsgeschichte eingehen sollten. Der Gegner machte den 15 Punkt. Ende, vorbei? Nein. Birstein – vom eigenen Publikum zu auf einmal zu Höchstleistungen nach vorne gebrüllt – hatte vorher den 14. gemacht. Irgendwie. Weiter bis zum 16 Punkt, dann Satzende, Spielende. Hartenrod macht den 16. Punkt – nicht. Birstein machte ihn. Und hatte auf einmal Matchball. Ein letzter Angriff, vom Gegner abgewehrt. Stellversuch für einen Schnellangriff über die Mitte, zu schnell für unseren Block… und das Ding landet im Netz.

Den meisten Spielern muss es wie Minuten vorgekommen sein, bis sie begriffen, was gerade los war. Man hatte gewonnen, 17 zu 15 im Tie – Break, nachdem der Gegner 4 Matchbälle – mit dem 4. Satz sogar 6 – einfach nicht genutzt hatte. Die Halle tobte. Die Ersatzbank tobte. Nur einige Feldspieler brauchten eine Weile, um das, was gerade eben passiert war, zu begreifen. Nachdem der erste Jubel abgeklungen war, versammelte Marco Kraus die Mannschaft noch einmal, ging mit ihr die möglichen Aufstiegschancen durch. Und erklärte, dass es nur vom Spielergebnis Tags zuvor in Waldgirmes abhängen würde, ob die VGB es geschafft hat… und dass er das Ergebnis wusste. Mehr brauchte er nicht zu sagen. Nur noch ein Protest am Ergebnis könne den Aufstieg jetzt noch ändern. Dieses Ergebnis aber fechtet keiner mehr an.

Der spannendste Sieg, das beste Publikum und das wichtigste Spiel.

Weihnachten, Ostern und Geburtstag in einem Moment.

Unfassbar.

Anmerkung des Autors (Felix Rode):

Dieser Bericht strotzt nur so von Emotionen – ich weiss, das hier ist eine Homepage und kein Tagebuch. Aber anders geht es nicht. Deshalb an dieser Stelle noch ein paar Fakten: Der TV Hartenrod hat uns ein absolutes Spitzenspiel geboten, hätte diese Match genauso gewinnen können und es durchaus verdient gehabt. Und entpuppte sich als absolut fairer Verlierer, kein Gemecker, keine Diskussionen, nur Respekt, den wir an dieser Stelle doppelt und dreifach zurückgeben möchten. Danke für dieses Spiel! Manchmal ist es schade, dass es im Volleyball kein Unentschieden gibt, das wäre am fairsten gewesen.

Letztendlich war es vielleicht der Heimvorteil. Heimvorteil? Aber welchen Unterschied haben, die 4, 5 Zuschauer bei den bisherigen Spielen gemacht? Keinen allzu großen. Was jedoch an diesem Sonntag in der Halle los war, stellte den größten Support dar, den die Herrenmannschaft seit ihrer Neugründung vor über 10 Jahren erfahren hat, und ohne den dieser sensationelle Sieg niemals möglich gewesen wäre. Das Team bedankt sich weiterhin beim erkrankten Bernd Schäfer für die gute Mannschaftsbetreuung in der Hinrunde, mit der er den Grundstein für diese Saison gelegt hat. Und bei Ole Hill, der als Spielertrainer einen sensationellen Job abgeliefert hat und uns immer wieder klarmachte, welches Potential in dieser Mannschaft stecken kann, auch wenn einige das nicht mehr glaubten.

!!! DANKE !!!

Sieger in der Relegation und Aufsteiger in die Bezirksoberliga Mitte

One Response to “Mit den Fans im Rücken: Birstein siegt in der Relegation sensationell mit 3:2”

  1. Flo110 sagt:

    Unvergessen…Zum Glück aber auf DVD festgehalten. Wir sollten über einen Verkauf der DVD bei den Heimspielen nachdenken. Wers kauft, war wohl nicht dabei. Wers nicht kauft, war dabei und hat`s eh schon.

    Hey, wie wäre es mit einem Online-Shop?

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